Fotografieren im Zoo am Meer in Bremerhaven
von Carola Vahldiek
Der Zoo am Meer in Bremerhaven hat sich ganz dem Wasser verschrieben. Er beheimatet vor allem Tiere, die eng mit dem Meer verbunden sind. Diese können sowohl im
wie am, aber durch Glasscheiben vor allem auch unter Wasser fotografiert werden. Diese Besonderheit macht den Zoo für Naturfotografen besonders attraktiv.
Der direkt an der Wesermündung liegende, recht kleine Zoo, war bis vor einigen Jahren für die dort gehaltenen Tiere sicherlich kein Zuckerschlecken. Dem Zoo stand nur wenig Fläche zur Verfügung, die sich eine ganze Reihe von Tierarten teilen musste. Enge Gehege und dazu noch gechlortes Süßwasser in den Becken, das die Augen der Tiere reizte, schränkte die Lebensqualität der Tiere, aber auch die Attraktivität des Zoos für Besucher ein.
In den vergangenen Jahren hat der Zoo, gefördert u. a. von der Europäischen Union und dem Land Bremen, 25 Mio. Euro investiert. Die Anzahl der gezeigten Tierarten wurde verringert, die Gehege vergrößert, die Becken mit ungechlortem Salzwasser gefüllt. Auch der Raum für die Besucher wurde verändert. Die Besucher können nur noch in einzelnen Bereichen direkt in die Gehege sehen. Dies dient vor allem der Ruhe der Tiere. Viele Bereiche sind mit nachgeformten Felswänden abgeschirmt worden, bei denen die Besucher nur durch Glasscheiben Blicke auf die Tiere erhaschen können. In einer tiefer gelegenen Ebene befinden sich Glasscheiben auch in allen Wasserbecken.
Der der Weser zugewandte Teil des Zoos ist den wassergebundenen Tieren gewidmet: Eisbären, Seelöwen, Seehunde, Seebären, Humboldtpinguine, Kormorane, Enten, Basstölpel. Weiterhin haben Waschbären, Pumas, Schneehühner und Schneehasen, Keas, Polarfüchse, Weißgesichtsseidenaffen, Köhlerschildkröten und Schimpansen im Zoo ihre Heimat.
Die Eisbären sind die klaren Stars des Zoos. Wohl einzigartig ist die Möglichkeit, im Zoo tauchende Eisbären zu fotografieren. Das Eisbärenpaar fühlt sich im Zoo am Meer augenscheinlich wohl. Es sorgt daher auch regelmäßig für Nachwuchs. Die zwei Bären werden täglich mit 10 kg Frischfleisch gefüttert und erhalten als Zwischenmahlzeit jeden Tag um 16.00 h einige Fische. Diese Fütterung bietet, sofern man sich rechtzeitig an der richtigen Scheibe postiert, hervorragende Möglichkeiten, spannende Unterwasseraufnahmen der Eisbären zu erhalten.
Am liebsten nehmen die Eisbären die Fische nämlich im Wasser an. Die Eisbären rudern im Becken herum und schauen sich unter Wasser nach Fischen um. Dabei machen sie kaum Schwimmbewegungen, da Fettschicht und im Fell eingeschlossene Luft ihnen genug Auftrieb geben, um ohne Schwimmbewegungen im Wasser "sitzen" zu können. Die Pfleger werfen die Fische teilweise direkt vor dem Schauglas ins Wasser, sie sinken herab, wenn man Glück hat direkt vor die Linse. Hat einer der Bären einen solchen Fisch entdeckt, schwimmt er, umgeben von Luftbläschen, direkt auf die Scheibe zu und schnappt sich seine Beute. Das beste Fenster, um solche Aufnahmen zu machen, ist das erste in Rundgangrichtung.
Um hier ganz besondere Fotografien zu produzieren, sind allerdings einige Tricks und Tipps zu beachten. Hinter der Glasscheibe kann ein Blitz nicht eingesetzt werden, da die Reflexion das Bild verderben würde. Es ist daher wichtig, ein lichtstarkes Objektiv oder einen empfindlichen Film einzusetzen. Mit Telebrennweiten hat man hier wenig Chancen auf gute Bilder. Da die Bären sowohl groß sind wie auch sehr nahe kommen, hat mir mein 35-70 mm Zoomobjektiv die besten Dienste geleistet. Mit diesem können die Bären, wenn sie bis direkt an die Glassscheibe schwimmen und dadurch auch die Trübung des Bildes durch das Wasser eingeschränkt ist, am besten eingefangen werden. Noch besser wäre ggf. ein größerer Zoombereich zwischen 25 und 180 oder 200 mm, wobei die Lichtstärke dann problematisch werden dürfte, oder eine zweite Kamera mit einem kleinen Teleobjektiv. Die Fütterungszeit der Eisbären beschränkt sich täglich auf nur wenige Minuten. Es gilt, während dieser kurzen Zeit alle sich bietenden Motive möglichst formatfüllend auszunutzen.
Bei allen Tieren ist die Fütterungszeit die "begehrteste" Zeit bei allen Besuchern. Zusammen mit dem beschränkten Besucherplatz vor den Fenstern oder an den Gehegen ist damit die Fütterungszeit aber auch die schwierigste Zeit zum Fotografieren. Nur wer eine ausreichende Zeit vor dem Fütterungstermin einen guten Platz einnimmt, wird wirklich gute Motive erhalten. Da die Fütterungen vormittags und nachmittags jeweils im Viertelstundentakt erfolgen, ist es kaum möglich, in einem Durchgang alle Tierarten zur Fütterungszeit von einer guten Position aus aufzunehmen. Besser ist es, nur jede zweite oder ggf. auch nur jede dritte Fütterung einzuplanen, um sich einen guten Platz zu sichern.
Weiterhin muss man wissen, welche Tierarten in aller Regel im Wasser und welche auf dem Land gefüttert werden, um nicht vor einem Fenster unter Wasser zu stehen, wenn das gesamte Geschehen über Wasser abläuft und umgekehrt. So werden zwar die Eisbären im Wasser gefüttert, die Seelöwen, Seehunde und Seebären aber vor allem an Land. Hier werden nur die rangniederen Tiere, die sich nicht ins Getümmel wagen, im Wasser versorgt. Bei den Pinguinen stand ich beim ersten Besuch ebenfalls "unten" und sah während der ganzen Fütterungszeit nicht eine Feder.
Zudem ist zu beachten, dass die Tiere, gerade wenn sie an Land gefüttert werden, kaum ansprechende Motive bieten, da sie die verfütterten Fische häufig direkt aus der Hand einer Pflegerin entgegennehmen. Hier sind nur mit einem starken Teleobjektiv und entsprechend eingeschränkter Perspektive ansprechende Bilder zu erwarten. Die Fütterungszeit ist alles in allem daher nur eingeschränkt auch eine gute Fotozeit.
Problematisch sind die Reflexionen auf dem Glas der Beobachtungsfenster. Zwar steht man vor dem Glas häufig in einer Art Grotte, so dass sich der Lichteinfall von hinten beschränkt, aber ausgeschaltet ist er damit nicht. Eine Abschirmung durch die Hand oder ein dunkles Tuch ist umständlich und schwierig. Wer keinen Polfilter einsetzt, kann sich als Hilfestellung einen "Antireflektor Marke Eigenbau" bauen. Dazu wird in einen Pümpel ein Loch entsprechend der Objektivgröße geschnitten. Er wird vorn auf das Objektiv gesetzt wie eine Sonnenblende, kann aber im Gegensatz zu einer solchen flexibel in verschiedenen Winkeln an das Glas gesetzt werden, um alles Außenlicht abzuschirmen. Ein solcher Pümpel, der für wenig Geld zu haben ist, hat mir bei verschiedenen Gehegen beste Dienste geleistet, insbesondere bei denen, wo die Besucher unter freiem Himmel vor einer reflektierenden Glasscheibe stehen. Er hat zudem den Vorteil, dass er, vom störenden reflektierten Licht abgesehen, zu keinerlei Lichtverlust führt.
Wenig Freude hat man auch, wenn die Beobachtungsscheiben, insbesondere in den Wasserbecken, verschmutzt und grün überzogen sind. Gerade auf denjenigen, die nicht ganz senkrecht im Wasser stehen, sammeln sich gern Algen. Wichtig zu wissen ist daher, dass die Scheiben und Becken in aller Regel am Donnerstag gereinigt werden. (An diesem Tag gibt es regelmäßig eine zusätzliche Fütterung der Eisbären, dafür aber keine oder nur eingeschränkte Fütterungen der anderen Arten.) Der beste Fototag ist damit der Freitag. Am Samstag und Sonntag ist der Besucherandrang am größten und die Chance, einen guten Platz zu ergattern und längere Zeit dort verweilen zu können, ohne mit ärgerlichen Worten und Blicken bedacht zu werden, am geringsten. Ähnlich ist es am Montag, da montags Familientag ist. Ab Dienstag aber sind die Scheiben bereits wieder relativ unsauber.
Bei der Gestaltung der Gehege hat man versucht, künstlich wirkende Elemente zu vermindern. Dennoch sind viele Dinge, wie etwa gerade Fugen oder Rohre, in den Gehegen zu sehen, die die Zooaufnahme verraten. Wer dies verhindern will, muss häufig enge Ausschnitte wählen oder genau darauf achten, wann sich das begehrte Fotoobjekt in einem Bereich aufhält, in dem solche Elemente nicht vorhanden sind.
Eine weitere Schwierigkeit stellt sich insbesondere bei der Seehunden, Seelöwen und Seebären. Diese Tiere heben sich mit ihrem dunklen Fell schlecht von dunklen Felswänden oder dem dunklen Wasser ab. Hilfreich ist es, sich einen Standpunkt zu suchen, von dem aus die Tiere vor helleren, trockeneren Felsbereichen fotografiert werden können.
Trotz der wenigen gezeigten Tierarten und des engen Raumes ist der Zoo am Meer einen Fotoausflug allemal wert. Insbesondere die Unterwassereinsichten bieten ungewöhnliche und spannende Motive. Die Gehege sind größtenteils naturnah gestaltet, so dass leicht auch Bilder gelingen, denen man ihre Entstehung im Zoo nicht ansieht.
Zoo am Meer Bremerhaven GmbH
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